Ich plätschere gerade gemütlich vor mich hin. Am Strand sind einige Leute, die lustig vor sich hin trommeln. Die kenne ich schon, Sie kommen jedes Jahr um diese Zeit hierher. Ich mag den Rhythmus ihres Trommelns. Es passt sehr gut zu meinem Plätschern und Rauschen.
Deshalb freue ich mich immer schon, wenn sie wiederkommen. Sie sitzen um ein ruhig flackerndes Lagerfeuer. Die Stimmung ist immer sehr schön. Doch heute ist plötzlich etwas anders. Ich spüre eine Art Wind oder fast Sturm. Noch ist mir nicht klar, was das genau ist und woher es kommt.
Das Lagerfeuer beginnt ebenfalls, aufgeregter als sonst zu flackern. Da taucht in seinem Licht eine schwarz gekleidete Gestalt auf. Der Schamane, der den Trommelkreis leitet, und seine Teilnehmer bemerken die Gestalt und die Veränderung jetzt auch.
Einige Teilnehmer erschrecken und springen schreiend auf. Andere warten ruhig ab, was als nächstes passiert und trommeln entspannt weiter.
Jetzt erkenne ich die Gestalt, die laut schreiend und gestikulierend herumläuft. Sie erinnert mich an Rumpelstilzchen. Ist aber unser Dorfpfarrer, ein alter Mann mit langem, weißem Bart und seiner schwarzen Kleidung. Die meisten Teilnehmer verstehen ihn nicht. Sie sprechen kein Griechisch. Sie schauen nur fassungslos. Er scheint sehr aufgebracht zu sein.
Ich sehe, wie der Schamane aufsteht und auf den Pfarrer zu geht. Auch er hat einen langen, weißen Bart. Was ihn unterscheidet, ist sein weißes, fließendes Gewand. Und seine Ruhe, die er ausstrahlt.
Zwei Männer mit langem weißem Bart. Der schwarz gekleidete hüpft schreiend herum – trotz seines fortgeschrittenen Alters. Der weiß gekleidete steht einfach nur ganz ruhig da. Das scheint den Dorfpfarrer noch mehr aufzuregen. Er wird lauter. Der Schamane scheint noch ruhiger zu werden. Falls ruhiger als ruhig überhaupt möglich ist.
Der Dorfpfarrer sieht aus wie ein kleines schwarzes Teufelchen, das ums Lagerfeuer springt. Irgendwann geht ihm die Luft aus. Erschöpft setzt er sich nieder. Er ist ja auch nicht mehr der Jüngste.
Erst jetzt kommen die beiden ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass der Pfarrer sich große Sorgen macht, dass hier am Strand Teufelsanbetungen stattfinden. Zumindest hatte man das im Dorf immer wieder munkeln gehört. Das wollte er zum Schutz seiner Gemeinde beenden.
Lustig, dass beim Beobachten der Szene gerade er wie ein Teufelchen gewirkt hatte. Und der Schamane so, wie man sich manchmal Jesus vorstellt.
Deutlicher kann man gar nicht zeigen, dass die Welt oft ganz anders ist als das, was wir glauben zu sehen!
Der Pfarrer bekam eine Trommel und machte mit. Ich bemerkte, dass ich vor lauter Spannung aufgehört hatte zu rauschen. Ich musste lachen und schickte übermütig ein paar lebhafte Wellen ans Ufer, die alle nass spritzte. Alle lachten gemeinsam.
Und seither feiert der Pfarrer jedes Jahr mit dem Schamanen gemeinsam. Ein schönes Bild, dass ich mir immer wieder gerne ansehe.